Um die Abiturvorschläge den Schulen zugänglich zu machen, entschied man sich seitens des Kultusministeriums für den elektronischen Weg. Dieser wurde in Probeläufen mehrfach getestet. Es handelt sich hierbei um ein besonders geschütztes separates Netz, das durch die Hessische Datenzentrale betreut wird.

Besonders problematisch stellten sich im Fach Kunst die Farbausdrucke der übermittelten Dateien dar und auch in Musik die Kopien der Audiodateien. Nach dieser Probephase erhielten die Schulen für jeden Tag einen besonderen „Schlüssel“, mit dessen Hilfe die Schulleiter immer für den folgenden Prüfungstag die jeweiligen Aufgaben öffnen konnten, um sie dann auf eine CD zu brennen und schließlich zu drucken.

Der logistische Aufwand war groß, doch haben alle an der Goetheschule mit der Vorbereitung befassten Schulleitungsmitglieder, Lehrkräfte und das „nichtpädagogische Personal“ so gut zusammengearbeitet, dass an den vierzehn Tagen, an denen das Landesabitur durchgeführt wurde, keinerlei Pannen aufgetreten sind.

Um ein wenig zu verdeutlichen, was das im Einzelnen bedeutet, hier einige Informationen im Telegrammstil:

  • Die Schulleitung erstellte einen dreißig Seiten umfassenden Ablaufplan für jeden Tag, da die Prüfungsformate nicht identisch waren.
  • Die Hausmeister haben in den vierzehn Tagen ca. 25.000 Blatt Papier gedruckt hinzu kamen ca. 400 Farbdrucke. Diese hohe Zahl erklärt sich daraus, dass alle Vorschläge, auch diejenigen, die später nicht ausgewählt wurden, für jeden Schüler gedruckt werden mussten. Morgens wäre das nicht zu bewältigen gewesen.
  • Die Sekretärinnen haben jeden Tag gemeinsam mit der Schulleitung ( teilweise bis zu 5 Stunden und mehr ) damit verbracht die gedruckten Vorschläge für die einzelnen Prüfungsgruppen zusammenzustellen.
  • Jeden Morgen um 6.45Uhr wurden die Vorschläge in einem Raum ausgelegt und ab 7.00 Uhr die Kollegen über den Ablauf informiert.
  • Anschließend mussten die Kollegen die Vorschläge lesen und in vielen Fächern auch einige auswählen, die anschließend ab 9.00 Uhr den Prüflingen vorgelegt wurden.
  • Die Prüflinge hatten in allen Fächern Auswahlmöglichkeiten, allerdings variierte der Umfang von Fach zu Fach.
  • Ab 9.30 Uhr begann die schriftliche Abiturprüfung. In einigen Fächern, wie zum Beispiel im Fach Deutsch, war die Einlesezeit für die Schüler um 15 Minuten verlängert worden, so dass die Prüfung erst um 9.45 Uhr begann.
  • Die Schulleitung erfasste, wie viele Schüler, welche Aufgabe gewählt haben und musste dies an das Staatliche Schulamt melden.
     

Prüfer und Prüflinge der Goetheschule haben nach den Prüfungen überwiegend geäußert, dass die Aufgabenstellungen fair gewesen seien. Einige meinten, die Arbeiten seien eher weniger anspruchsvoll als die vorausgegangenen Klausuren gewesen, andere meinten, es sei vergleichbar gewesen. Ein endgültiges Urteil wird sicherlich erst gefällt werden können, wenn alle Arbeiten korrigiert und ausgewertet worden sind. Sicher ist jedenfalls, dass diese Form der Abiturprüfung ein wichtiger Beitrag zu einer größeren Chancengerechtigkeit ist und damit dem Anspruch nach Qualitätssicherung in den Schulen entspricht. Dass durch dieses Landesabitur ein gravierender Paradigmenwechsel, was die Bedeutung des Abitur betrifft, erfolgt, liegt auf der Hand. Solche Prozesse sind zunächst immer sehr schwierig umzusetzen, da verständlicherweise auch hier, wie bei vielen anderen Neuerungen, die Skepsis überwiegt. Ich bin davon überzeugt, dass sich diese Form durchsetzen wird. Das wird natürlich mit der einen oder anderen Modifikation im Ablauf verbunden sein.