Dornschrecken, Zebrabuntbarsche, Nattern - es krabbelte, schwamm und kroch am Freitag, 2. September, an der Wetzlarer Goetheschule. Anlass war das 13. Ringtreffen der deutschen Vivarienschulen - also Schulen, die kleine lebende Tiere halten. Über 40 Teilnehmer von 25 Schulen aus ganz Deutschland tauschten in Wetzlar ihre Erfahrungen beim Einsatz dieser Tiere im Biologieunterricht aus.

Denn genau das ist das Motto der Vivarienschulen: Weg von der reinen Theorie und hin zur Praxis. Die Idee dazu stammt unter anderem von Hartmut Keller, Biologielehrer an der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld. Bereits 1996 gründete er den Ring der deutschen Vivarienschulen, um im wahrsten Sinne des Wortes wieder Leben in den Biologieunterricht zu bringen. In Wetzlar betonte er die Bedeutung dieses Ansatzes: „Biologie ohne Lebewesen - da ist irgendwas faul", sagte Keller und berichtete aus seiner Erfahrung, dass selbst Biologiestudenten heute oftmals die Faszination für das Lebewesen und den echten Zugang zur Natur fehle. Deshalb fordert er: „Wir müssen Organismen im Unterricht haben, auch um Themen wie Molekularbiologie zu besprechen."

Viel zu oft finde Unterricht heute auf eine Art statt, die Dr. Karlheinz Keiner mit Anspielung auf die theoretischen Erläuterungen an der Tafel als „Kreide-Biologie" bezeichnete. Keiner ist der Leiter des Vivariums an der Goetheschule, das 2010 auf Initiative von Dr. Werner Diesendorf eingerichtet wurde, und zeichnete für die Organisation des Ringtreffens in Wetzlar verantwortlich. Auch er betonte die Wichtigkeit des Umgangs mit Lebewesen im Unterricht. Weiterhin verwies er auf die Bedeutung der guten Zusammenarbeit von Vivarienschulen mit Universitäten, Zoologischen Gärten und Züchtern. So sprach an der Goetheschule etwa Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek von der Universität Gießen zum Thema „Der Einsatz von lebenden Tieren im Schulunterricht - Zukunftsvision für innovative Schule?". Keiners besonderer Dank bezüglich des Treffens am vergangenen Freitag galt Goetheschulleiter Dieter Grebe, der die Tagung ohne Umstände genehmigt und unterstützt habe.

Während eines Workshops gaben Keiners Kollege Tim Kahler sowie Sedric Haus von der Wetzlarer Bebelschule Einblicke in den praktischen Einsatz von Killifischen. Sie zeigten, wie die kleinen Zahnkarpfen beim Thema Entwicklungsbiologie einen Zugang ermöglichen, den kein Buch und kein Film leisten könne. „So bleibt beim Schüler mehr hängen" waren sich beide einig. Weitere Beiträge zum Thema „Killifische" lieferten Lisa Schmitz von der Uni Gießen sowie Rolf Landvogt. Eine Besichtigung von Landvogts Zuchtbetrieb für Aquarientiere in Leun - einem der größten Deutschlands - stand am Nachmittag auf dem Programm.

Bevor es soweit war, erreichte die Tagung mit dem Tiertausch für manchen Teilnehmer indes ihren eigentlichen Höhepunkt: Enthusiasmus, Begeisterung und Faszination prägten die Atmosphäre im Vivarium der Goetheschule, als die Biologen sich gegenseitig ihre Schätze - Mäuse, Heuschrecken, Schildkröten oder Fische - präsentierten und manches Exemplar den Besitzer wechselte.