Laut Schuldezernent Roland Wegricht (SPD) geben Gutachter dem Gebäude der Goetheschule eine Lebensdauer von noch fünf Jahren. Bis Sommer 2009 müsse der Kreistag entscheiden, wie es weitergehen soll, damit die 1200 Schüler in fünf Jahren nicht ohne Schule dastehen. Ein Neubau auf neuem Grund würde 40 Millionen Euro kosten, sagte Wegricht. Die Koalition favorisiert mit Verweis auf die schlechte Finanzlage des Kreises drei andere Möglichkeiten, die der Kreisausschuss prüfen soll:

  • Erstens, ob eine gymnasiale Oberstufe in der August-Bebel-Schule, bisher Integrierte Gesamtschule in Niedergirmes (Dammstraße), eingerichtet werden kann.
  • Zweitens, ob die Eichendorffschule in Dalheim (Berliner Ring) in ein grundständiges Gymnasium mit Oberstufe, also für Gymnasiasten ab Klasse fünf bis zum Abitur, umgewandelt werden kann.
  • Drittens, ob ein Gebäude als Ableger des Schulzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Pestalozzischule in der Spilburg (Mozartstraße) gebaut werden kann.

Das Schulzentrum, zu dem neben der Goetheschule auch die beruflichen Schulen gehören, platze mit 4000 Schülern aus allen Nähten, sagte SPD-Fraktionschefin Anke Hartmann. Es biete sich deshalb an, das große Zentrum zu „entzerren" und andere Schulen auszubauen. Zudem werde so das Verkehrsaufkommen im Bereich des Schulzentrums verringert. Das Argument der CDU, dass nur das große Oberstufengymnasium eine Vielfalt an Leistungskursen bieten könne, werde durch kleinere Gymnasien wie in Dillenburg entkräftet.

An der Bebel- und der Eichendorffschule gebe es keinen Raum für zusätzliche Jahrgangsstufen; hielt Franz-Ludwig Löw (CDU) entgegen. Er sagte, dass es mehr als „die drei Denkmodelle" der Koalition gebe. So seien auf dem Gelände des Schulzentrums Flächen vorhanden, die noch bebaut werden könnten. Auf dem Abrissgelände der maroden Goetheschule könnte dann ein neues Gebäude entstehen. „Dies ist aber nur eine von vielen weiteren Möglichkeiten."

Die Umgestaltung der Bebel- und der Eichendorffschule zu Gymnasien könne zudem andere Schulstandorte im Kreis gefährden, sagte Löw. Schüler aus Solms beispielsweise würden dann womöglich nicht mehr die Schule in der Heimatgemeinde besuchen.

Löw und CDU-Fraktionschef Hans-Jürgen Irmer forderten ein Gesamtkonzept für die Sekundarstufe I und die gymnasiale Oberstufe für den Altkreis Wetzlar. Dazu müsse der Schulentwicklungsplan des Kreises fortgeschrieben werden. Dieser müsse berücksichtigen, wie sich Schülerzahlen entwickeln und welche Folgen der Ausbau einzelner Schulstandorte auf andere habe.

Dass der Kreisausschuss ein Gesamtkonzept für die Schulentwicklung vorlegen und Lösungsvorschläge für die Goetheschule entwickeln müsse, sei richtig, stimmte Joachim Schmidt (FDP) beiden Seiten zu. „Die Diskussion von heute sollte aber am Ende stehen", wies Schmidt darauf hin, dass vor Diskussion und Entscheidung über die Goetheschule die Möglichkeiten geprüft werden müssten. Auch die FWG lege Wert auf eine ergebnisoffene Prüfüng, sagte deren Fraktionsvorsitzender Jörg Ludwig. Und auch SPD und Grüne lenkten ein: „Unser Antrag ist ein Prüfantrag", sagte Mürvet Öztürk (Grüne).

Auf Drängen der CDU schlug die Koalition dann vor, den Kreisausschuss nicht nur mit dem Konzept für die Goetheschule; sondern aüch rmit der Fortschreibüng des Schulentwicklungsplans zu beauftragen: Strittig war dann nur noch die Reihenfolge dieser Aufträge: Eine Sitzungspause brachte schließlich die Einigung: Dem „interfraktionellen“ Antrag, erstens den Schulentwicklungsplan fortzuschreibem und zweiterts ein Konzept für die Goetheschule zu erstellen, bei dem das Drei-Punkte-Programm der Koalitiön geprüft werden soll, stimmten die Kreistagsmitglieder bei zwei Enthaltungen zu