"Ich hatte noch gar keine Zeit, mir das Zeugnis in Ruhe anzugucken. Aber meine Mutter hat es zu Hause fein säuberlich abgeheftet", sagte Hambüchen, der sich nach seiner Rückkehr aus dem Trainingslager in Japan im Rahmen einer kleinen Feier bei seinen ehemaligen Lehrern für die letzten drei Jahre bedankte.Via E-Mail wird der deutsche "Vorturner" mit dem Lehrstoff versorgt "Alles, was meine Lehrer für mich in den letzten Jahren möglich gemacht haben, war nicht selbstverständlich", blickte der deutsche "Vorturner" auf seine Zeit in der gymnasialen Oberstufe zurück. In zahllosen E-Mails war der Olympia-Siebte von Athen von Wetzlar aus während seiner vielen Trainingslager und Wettkämpfe mit dem Lehrstoff versorgt worden. "Ich bin in allen meinen Fächern immer auf den neuesten Stand gebracht worden. In den Pausen vom Turnen habe ich mich dann in mein Einzelzimmer gesetzt, gelernt und die E-Mails so schnell wie möglich beantwortet. Das lief nahezu perfekt, selbst wenn manchmal die Zeitverschiebung zu Verzögerungen geführt hat", so Hambüchen.

Sein Tutor und Sport-Leistungslehrer Hans-Dieter Baranowski freute sich, dass "Fabian unser Vertrauen niemals enttäuscht hat". Pädagogisch sei er zwar ein "langweiliger" Schüler gewesen, fügte Baranowski mit einem Schmunzeln hinzu. "Aber nur, weil man ihn immer an der langen Leine führen konnte. Die Verlässlichkeit und Zielstrebigkeit beim Nacharbeiten haben das Kopfzerbrechen über die Sondergenehmigungen verdrängt", stellte der Sportlehrer fest. Als kleine Belohnung gelang es auf Antrag von Baranowski, dass Hambüchen und dessen ebenfalls im Turnen erfolgreiche Vereinskameradin Heike Gunne den Schulsportpreis 2007 des Landessportbundes Hessen bekommen. Direktor Dieter Grebe überreichte dem Doppel-Europameister nun die Pierre-de-Coubertin-Medaille.

Hambüchens ehemaliger Schulleiter Martin Daus betonte, dass "wir keinen Sonderstatus für Fabian eingerichtet hatten. Er hat alle Klausuren geschrieben, alle Abiprüfungen ordnungsgemäß gemacht, war auch nicht vom Sportunterricht befreit." Joachim Glaum. Lehrer in Hambüchens zweitem Leistungskurs Englisch, stellte klar: "Wenn er da war, dann war er auch präsent. Fabian hat sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht. Er hat immer, wenn er in der Schule war, nachgefragt, was er machen kann."

In Mathe und Deutsch musste der Stoff auch in Einzelstunden nachgeholt werden. "Anders ging das nicht", weiß Hambüchen. Mit Englisch-"Pauker" Glaum verband Deutschlands derzeit bester Turner ein besonderes Verhältnis. "In seinem Unterricht hat sogar Shakespeare Spaß gemacht", blickte Hambüchen auf die Zeit an der Goetheschule zurück. Dieses Kapitel ist jetzt vorbei, das Zeugnis mit dem Abi-Durchschnitt 3,1 - wenn auch noch nicht betrachtet - trotz seiner Abwesenheit bei der offiziellen Übergabe - inzwischen in Wetzlar-Blasbach abgeheftet.

Was er nach der Schule vorhabe, wurde der Abiturient von seinen Lehrern gefragt. "Bis zu den Olympischen Spielen 2008 nur Turnen. Nebenbei will ich an der Volkshochschule Japanisch lernen. Und vielleicht fange ich nach Peking an, mich in Richtung Sportmanagement zu orientieren." Was sich Fabian Hambüchen vornimmt, das schafft er auch.

Volkmar Schäfer