Wirtschaftsminister, Regierungschef, UNO-Botschafter – 46 Schüler der Wetzlarer Goetheschule wurden vom 26. bis zum 28. September zu Akteuren der Weltpolitik. Die Chance hierzu gab ihnen die Politik- und Wirtschaftssimulation POL&IS, die die Bundeswehr seit Ende der 80er Jahre an deutschen Schulen veranstaltet. Ziel ist es, Oberstufenschülern die Rahmenbedingungen und Entscheidungsprozesse internationaler Politik zu vermitteln.

Teilnehmer waren die Leistungskurse des Faches Politik und Wirtschaft (PW) an der Goetheschule mit ihren Lehrern Christina Stuy und Mathias Fich. Außerdem nahmen an dem Projekt in Wetzlar zehn Schüler der Marburger Carl-Strehl-Schule für Sehbehinderte teil. Sie hatten der Bundeswehr Interessen an einer Teilnahme signalisiert, konnten alleine aber keine ausreichende Anzahl an Teilnehmern stellen. Darum hatte das Wetzlarer Oberstufengymnasium die Teilnahme gemeinsam mit den Goetheschülern ermöglicht. Betreuer der Carl-Strehl-Schüler war Christian Roos.

Von morgens um neun bis nachmittags um 16.30 Uhr übernahmen die Schüler ihre neuen Rollen, dachten sich als Vertreter Japans, der USA oder Saudi Arabiens in die Interessen ihrer Länder, hielten Konferenzen ab, arbeiteten Wirtschaftsprogramme aus und schlossen Verträge. Sie mussten sich dabei mit so aktuellen Themen wie Ressourcenknappheit, internationalem Terrorismus oder Menschenrechtsverletzungen auseinandersetzen. Anleitung und Unterstützung erhielten sie von Dennis Knöll und Christian Kotthoff, beide Jugendoffiziere der Bundeswehr.

Teilnehmer von POL&IS sollen sich in einer simulierten Welt ausprobieren und Erfahrungen sammeln im Umgang mit Konflikten und bei der Suche nach Kompromissen, so formuliert die Bundeswehr selbst die Absichten hinter dem Seminarprojekt. Im Verlauf eines „PO&LIS-Jahres" geht es darum, zunächst in Kleingruppen eine gemeinsame politische Linie zu finden, oberstes Ziel ist ein stabiler Wirtschaftskreislauf, um den Bedarf der Bevölkerung zu sichern. Voraussetzung hierfür ist unter anderem die Zusammenarbeit rohstoffarmer- und reicher Länder. Zu diesem Zweck gibt es Beratungsphasen der Wirtschaftsminister, internationale Handelskonferenzen, eine Börse und die Versammlungen der UN. Vorgefertigte Verträge über Entwicklungshilfe, Wirtschaftsabkommen oder Rüstungskontrolle liegen bereit, es steht den Teilnehmer jedoch frei, eigene Verträge auszuarbeiten. Immer wieder ergänzen auch Video-Einspielungen das Szenario. Ein ideales Experimentierfeld also für Schüler des Faches Politik und Wirtschaft!

„Das Planspiel simuliert die Bedingungen internationaler Politik richtig gut" urteilt PW-Lehrer Mathias Fich: „Die Schüler haben sehr schnell festgestellt, wie komplex Politik im Allgemeinen und internationale Politik im Besonderen ist." Die Schüler seien zu einer wichtigen Erkenntnis gelangt: „Wir leben in einer Welt und Sicherheit ist unteilbar." Dies spielerisch selbst zu erfahren, sei deutlich nachhaltiger, als es über Theorien zu erarbeiten.

Und auch das Fazit der Teilnehmer fällt positiv aus. Mathias Fich berichtet: „Die Schüler waren nach drei Tagen richtig begeistert und hätten das Spiel gerne noch fortgesetzt."

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