Der Bau der Berliner Mauer jährt sich am 13. August 2011 zum 50. Mal. Aus diesem Grund befasst sich seit vergangenem Freitag eine Ausstellung an der Wetzlarer Goetheschule mit der Entstehung und der Geschichte der Mauer, die Deutschland fast 30 Jahre lang in zwei Teile trennte.

Herausgeber der Ausstellung mit dem Titel „Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland" sind die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie die Zeitungen „Bild" und „Welt". Die Landeszentrale für politische Bildung hatte die Ausstellung der Goetheschule vermittelt.

Die offizielle Eröffnung am Freitagvormittag übernahm Wetzlars Oberbürgermeister Wolfram Dette. Im Beisein von Vertretern der Schulleitung, des Kollegiums und rund 200 Schülern in der Aula des Oberstufengymnasiums nannte

er die Ausstellung „sehr wichtig", da der jungen Generation die Problematik der Mauer oft nicht mehr bewusst sei. Man müsse aber wissen, wie die Menschen in der DDR auch durch die Mauer geprägt wurden, um den Prozess der Wiedervereinigung als Bestandteil der deutschen Geschichte zu verstehen.

Auch an seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Mauerbau ließ Dette die Schüler teilhaben. So erzählte er, dass seine Familie 1959 aus seiner Geburtsstadt Weimar nach Wetzlar flüchtete. Zwei Jahre später habe sich dann angesichts des Mauerbaus gezeigt, dass die schwere Entscheidung alles zurückzulassen die richtige gewesen sei.

Schüler der Geschichts-Leistungskurse der Jahrgansstufe 12 hatten für ihre Mitschüler eine kurze Einführung in die Inhalte der Ausstellung vorbereitet. Diese zeigt anhand von Bildern, Texten und Grafiken wie es zum Bau der Mauer kam, wie sie das Leben der Menschen veränderte und warum die Mauer schließlich fiel. Die Schau wird bis zum 22. August in der Goetheschule, danach im Wetzlarer Rathaus zu sehen sein. Dette wünschte ihr viele Besucher und erhoffte sich, dass sie Anregung zu Gesprächen über persönliche Erlebnisse gebe.

Vor der offiziellen Ausstellungseröffnung hatten die Goetheschüler Gelegenheit in einem Zeitzeugengespräch aus erster Hand Einblicke in die Mechanismen des SED-Regimes zu erhalten. Zugast war Jörg Bernhard Bilke, ehemaliger Chefredakteur der Bonner Zeitschrift „Kulturpolitische Korrespondenz". Bilke, der zuvor bereits DDR-kritische Artikel verfasst hatte, reiste 1961 - einen Monat nach dem Mauerbau - zur Leipziger Buchmesse in den Osten. Prompt wurde er verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Gefängnis wegen „staatsgefährdender Hetze und Propaganda und Aufruf zur Flucht aus der DDR" verhaftet. Eindringlich und spannend erzählte Bilke von seinen Erlebnisse, zahlreiche Nachfragen und anhaltender Applaus der Schüler waren der Dank.