Taugt ein Handy als Geigerzähler? Wie zuverlässig sind eigentlich UV-Schnelltester? Und welche Auswirkung haben die elektromagnetischen Felder von Überlandstromleitungen auf ihre Umgebung? Mit solchen technisch komplexen Themen, die uns dennoch im Alltag berühren, haben sich in diesem Jahr Schülerinnen und Schüler der Goetheschule Wetzlar in wissenschaftlichen Arbeiten auseinandergesetzt. Anlass war der jährlich stattfindende Wettbewerb des Deutsch-Schweizerischen Fachverbands für Strahlenschutz (FS). Hierbei können Schüler aus der Schweiz und Deutschland Projektarbeiten rund um das Thema Strahlung und Strahlenschutz einreichen.
Die Anerkennung für ihre Arbeit erhielten die Goetheschüler jetzt anlässlich der „Festveranstaltung der FS-Nachwuchsförderung" im Senatssaal der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Der Verband zeichnet regelmäßig zum Jahresende die besten Arbeiten aus. In diesem Jahr belegten die vier Wetzlarer Schülergruppen, betreut von Physiklehrer Patrick Röder, die Plätze eins bis vier. Der Gruppe um das Projekt „Goethe Stratos", das sich mit einem eigenen Wetterballon der Messung von Höhenstrahlung widmete, winkt nun sogar die Veröffentlichung in der vierteljährlich erscheinenden Fachzeitschrift „Strahlenschutz Praxis". Röder selbst erhielt eine Auszeichnung für sein langjähriges Engagement für den Strahlenschutzwettbewerb. Seit fünf Jahren betreut er das Projekt an der Goetheschule.
Seit Februar hatten sich die 13 Goetheschüler in insgesamt vier Gruppen den Projekten gewidmet. Tatkräftige Unterstützung erhielten sie dabei von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), die beim Strahlenschutzwettbewerb bereits seit einigen Jahren erfolgreich mit dem Wetzlarer Oberstufengymnasium zusammenarbeitet. So stand – nachdem Physiklehrer Patrick Röder in den naturwissenschaftlichen Leistungskursen interessierte Teilnehmer gefunden hatte – am Anfang ein gemeinsames Ideensammeln der Schüler mit Prof. Dr. Joachim Breckow und Dipl. Ing. Volker Grimm von der THM. Als die Themen feststanden, mussten die Schüler sich zunächst den theoretischen Hintergrund erarbeiten. Denn in der Regel handelt es sich um Themenkomplexe, die im herkömmlichen naturwissenschaftlichen Schulunterricht nicht behandelt werden. Die Gruppen erarbeiteten Versuchsprotokolle und überlegten, welche Messungen sinnvoll und zielführend sind. Neben Rat und Hilfe stellte die THM dabei unter anderem Messgeräte zur Verfügung.
Nach Abschluss der Messungen hieß es, die Ergebnisse in einer 15 bis 30-seitigen Facharbeit zu verschriftlichen. Diese Arbeiten wurden dann beim FS eingereicht. Die endgültige Entscheidung über die Platzierung erfolgte jedoch erst, nachdem die Schülergruppen ihre Forschungsprojekte bei der Festveranstaltung an der Uni Mainz einer Fachjury präsentiert hatten.
Am Ende hatte das Projekt „Goethe Stratos" die Nase vorn: Fabian Tripkewitz, Jonas Faber, Frederik Otto, Jan Fotakis und Sarah Wojcik hatte auf Anregung und mit Unterstützung ihres Physiklehrers Patrick Löffler einen eigene Wetterballon gebaut und starten lassen. Während seiner Reise zeichnete der Ballon auch Daten zur Höhenstrahlung aus, die das Team in seiner Arbeit auswertete. Das Unternehmen stieß auf solche Begeisterung, dass es das erster Schülerprojekt sein wird, dass in der Fachzeitschrift „Strahlenschutz Praxis" Veröffentlichung findet.
Den zweiten Platz belegten Daniel Hundhausen und Linus Stoll, die untersuchten, wie zuverlässig handelsübliche UV-Schnelltester tatsächlich sind. Dritter wurden Hannah Best, Luca Coletta, Laura Schwontkowski und Alexander Tippmann, die die Tauglichkeit von Handy-Apps zur Messung von Radioaktivität genauer unter die Lupe nahmen, die Goetheschüler Max Tumala und Lennart Rauber mit ihrer Untersuchung zur Auswirkung von Überlandstromleitungen auf ihre Umgebung belegten ebenfalls den dritten Platz.
Patrick Röder betonte die Eigenständigkeit und das Engagement, das die Schüler bei ihren Projekten zeigten. Er sowie die Fachjury des FS zeigten sich beeindruckt von der Qualität der eingereichten Arbeiten sowie der Präsentationsfähigkeit der Schüler.
Foto: Die erfolgreichen Schüler der Goetheschule mit den Präsidenten des Strahlenschutz Fachverbandes Dr. Gabriele Hampel (2. von links) und Dr. Joachim Breckow (rechts) sowie den Siegern des Studenten-Wettbewerbs