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Metin Tolan erklärt an der Goetheschule die Physik von „Star Trek“

Warp-Antrieb, Trägheitsdämpfer, Planeten der Klasse M – Fans des „Star Trek“-Universums sind mit diesen Begriffen bestens vertraut. Doch was davon ist lediglich Hollywood-Erfindung und wohinter verbirgt sich tatsächlich physikalische Realität? Dieser Frage ging Metin Tolan jetzt in der Aula der Wetzlarer Goetheschule nach. Zu dem Vortrag hatte das Mathematik-Zentrum Wetzlar mit Unterstützung des Oberstufengymnasiums eingeladen.

Tolan, Jahrgang 1965, ist seines Zeichens Professor für experimentelle Physik an der TU Dortmund und bekennender Trekkie - beste Voraussetzungen also, um sich dem Thema mit der richtigen Einstellung zu nähern. Davon überzeugte er auch die rund 160 Besucher, die seinem Vortrag gespannt folgten.

Auf abwechslungsreiche Art mischte Tolan cineastisches Wissen mit wissenschaftlicher Forschung. So erfuhren die Zuschauer einerseits, dass die Macher der ursprünglichen „Star Trek“-Serie gerade einmal 100 Dollar für wissenschaftliche Beratung ausgaben – für die Bezahlung eines Stanford-Studenten. Andererseits erklärte Tolan aber auch, warum es physikalisch eigentlich unmöglich sei, Planeten in anderen Sonnensystemen zu sehen – man inzwischen aber trotzdem bereits mehr als 3000 solcher Planeten entdeckt hat.

Immer wieder präsentierte der Physiker Szenen aus den verschiedenen Serien von Captain Kirk bis Captain Archer, aber auch aus den Filmen rund um das Raumschiff Enterprise, um daraus elegant wissenschaftliche Fragestellungen abzuleiten. Anhand anschaulicher Beispiele und Visualisierungen gelang es, komplexe physikalische Sachverhalte auch den Physik-Laien im Publikum verständlich zu machen. Dem wurde gleichzeitig klar, warum Tolan im Jahr 2013 den Communicator-Preis „für seine vielfältige und besonders originelle Vermittlung physikalischer Fragestellungen und Forschungsergebnisse“ erhielt.

So erfuhren die Gäste etwa, was die habitable Zone ist oder warum der Planet Kepler 452b – der sich 1400 Lichtjahre von uns entfernt befindet – der Topkandidat unter den erdähnlichen Planeten ist. Tolan erklärte den Unterschied zwischen den beiden Antriebssystemen der Enterprise, deckte auf, warum Einsteins Relativitätstheorie die Lösung zur Entwicklung des Warp-Antriebs beinhaltet, und dass eine einzige Reise mit diesem jedoch die gesamte Energie zehn unserer Sonnen benötigen würde. Für den Physiker sei das Problem damit allerdings gelöst, sagte Tolan augenzwinkernd: Um den Rest sollten sich jetzt Ingenieure kümmern.

Außerdem verblüffte der Wissenschaftler sein Publikum mit der Tatsache, dass Zeitreisen möglich sind – Astronaut Alexander Gerst etwa, lebe seit seinem vergangenen Weltraumaufenthalt fünf tausendstel Sekunden in der Zukunft – und prognostizierte während des gemeinsamen Lebensformen-Suchens mit Commander Data, er selber werde noch erleben, dass Wissenschaftler Leben im Universum entdecken.

Am Ende zeigte sich nicht nur Friedel Fiedler, Vorsitzender des Mathematik-Zentrums, tief beeindruckt und bestens unterhalten von Tolans Vortrag. Die Idee dahinter sei gewesen, die sogenannten MINT-Fächer populärer zu machen und zu zeigen, wie interessant diese seien, sagte Fiedler. Dem schloss sich Christian Schneider, Leiter der MINT-Fächer an der Goetheschule an. Gerade als MINT-EC-Schule sei es dem Oberstufengymnasium ein Anliegen, das Interesse an diesen Fächern zu wecken. Den anwesenden Schülern bot der Vortrag sowohl das Anknüpfen an Wissen aus dem Unterricht, als auch den Blick über den Tellerrand.

Die nächste Veranstaltung des Mathematik-Zentrums Wetzlar wird am 9. April stattfinden. Dann ist Professor Albrecht Beutelsbacher mit mathematischen Experimenten ab 19 Uhr in der Fantastischen Bibliothek Wetzlar zu Gast.

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