Wie möchtest du am liebsten sterben? Goetheschüler antworteten auf diese Frage, dass sie gerne sehr alt werden möchten, viel erlebt und viel Gutes getan haben möchten. Der Tod solle ohne Leid geschehen und am liebsten würden sie einfach einschlafen. Für manche Menschen ist ein so ruhiger Tod allerdings nicht möglich. Vielen geht es schlecht und sie leben mit dem Wissen, dass sie bald sterben werden.


Das Hospiz Haus Emmaus in Wetzlar begleitet seit 15 Jahren unheilbar kranke Menschen in ihren letzten Tagen. Dort können sich die Gäste in Ruhe von ihren Freunden und ihrer Familie verabschieden und sich auf den Tod vorbereiten. In ihren letzten Tagen wird versucht, den Gästen aber auch den Angehörigen die Lebensqualität zurückzugeben und das Sterben so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Menschen, die im Hospiz arbeiten, erfüllen ihre Aufgaben mit Leib und Seele und das ist, was das Hospiz ausmacht. Zusätzlich zu den Ärzten und Pflegern arbeiten auch viele Freiwillige mit und unterstützen das Hospiz, die Gäste und die Angehörigen. Zwei von Ihnen, Frau Dietz und Frau Köhlinger, standen den Ethikkursen der Q1 von Herrn Lesser und Herrn Kämpfer am Donnerstag, den 05.12.2019 für Rede und Antwort zur Verfügung. Zuvor hatten sich die Kurse im Unterricht mit dem Thema „Medizinethik“ befasst und somit schon Vorkenntnisse gewinnen können.

Zuerst kam die Frage auf, warum die Menschen im Hospiz Gäste genannt werden. Frau Dietz erklärte daraufhin, dass der Begriff „Patient“ oft negativ assoziiert wird und außerdem seien alle Menschen Gäste auf dieser Welt. Ein Gast sei jemand, der auf dem Weg ist und den man gastfreundlich empfängt. Laut Frau Dietz sei auch die Umgehensweise im Hospiz sehr gastfreundlich.
Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter im Hospiz habe viele Aufgaben, erklärte Frau Köhlinger. Auf der einen Seite kümmere er sich um die Gäste und versuche ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Auf der anderen Seite hätten sie auch immer ein offenes Ohr für die Angehörigen, die den Tod verkraften müssen.

Im Haus Emmaus gibt es dazu auch eine spezielle Einrichtung namens „Charly und Lotte“, die sich extra mit Kindern beschäftigt, deren Angehörige im Sterben liegen. Laut Frau Dietz kommen die Kinder in solch einem Fall in der Familie oft zu kurz und dank „Charly und Lotte“ hätten sie einen Ort, wo sie mit Gleichgesinnten lernen können, mit der Situation umzugehen. Außerdem könnten sie sich dort von der vermutlich schwierigen Situation innerhalb der Familie ablenken.

Doch wie geht man damit um, ständig mit dem Tod konfrontiert zu sein? Als diese Frage gestellt wurde, erinnerten die beiden Ehrenamtlichen zuerst einmal daran, dass es im Hospiz vor allem um die verbleibende Lebenszeit geht. Deshalb sei die Stimmung im Hospiz auch nicht immer traurig, denn die Gäste sollten sich wohlfühlen und ihre letzte Zeit genießen können.

Schmunzelnd erzählte Frau Köhlinger, wie sie an ihrem ersten Arbeitstag unsicher war, was sie anziehen sollte und deshalb zuerst zu ganz schwarzer Kleidung griff. Dort angekommen, trug der Kollege eine rote Hose und ein grünes Hemd. Bereits zu diesem Zeitpunkt merkte die Ehrenamtliche, dass die Atmosphäre im Hospiz eine ganz besondere ist.

Für Frau Köhlinger und Frau Dietz gehe es bei der freiwilligen Hilfe im Hospiz vor allem um das Zurückgeben. Sie meinten beide, dass jeder Mensch sowieso irgendwann stirbt und sie auf ihrem Lebensweg anderen Menschen noch eine Freude bereiten wollen. Um mit schwierigen Situation besser umgehen zu können, gebe es Supervisionen, bei denen die Ehrenamtlichen lernen mit dem Erlebten umzugehen.

Begeistert von den Erzählungen der beiden engagierten Frauen, hatten die Ethikkurse eine sehr aufschlussreiche und informative Ethikstunde, die zum Nachdenken angeregte.