Seit Anfang November praktizieren die Schulen im Lahn-Dill-Kreis das sogenannte Wechsel-Modell (Präsenz- und Distanzunterricht). Die Wetzlarer Goetheschule, die größte gymnasiale Oberstufe in Hessen, stellt sich den neuen Herausforderungen und hat konstruktive und zielführende Wege gefunden.

Fragen an

  • Carsten Scherließ, Schulleiter
  • Christoph Hermes, Leiter der AG Medien, Ausbildungsbeauftragter am Studienseminar Gießen
  • Volker Michel, Sek I/II-Koordinator, Dozent an der THM

Wie sind die Erfahrungen der letzten Wochen?

Scherließ: Ich bin sehr froh, mit wieviel Ernsthaftigkeit und Fleiß sowohl die Schüler als auch die Lehrkräfte diese Herausforderung annehmen. In vielen Bereichen haben wir gemeinsam gute Wege gefunden, so dass eine zielführende Vorbereitung auf das Abitur erfolgen kann.

Wie sehen die technischen Möglichkeiten an der Schule aus?

Hermes: Die Goetheschule ist gut aufgestellt, vor allem weil der Schulträger das Thema „Digitalisierung“ schon seit Jahren im Blick hat und viel Geld investiert hat, z.B. in die Infrastruktur. Zudem werden Schüler, die zuhause keine technische Ausstattung haben, vom LDK unterstützt.
Die gute Ausstattung der Schule hängt aber auch mit Förderern der Schule zusammen.

Können Sie dies an einem Beispiel verdeutlichen?

Michel: Ja, gerne. Wir haben in diesen Tagen „Goethes virtuellen Klassenraum“ eingeweiht. Dank der finanziellen Unterstützung der Firma Nachfolgekontor in Gießen konnte eine professionelle Kamera, Headset, Beleuchtungssysteme, Mikrofon und Stativ angeschafft werden. In einem Raum mit Whiteboard und Beamer können ganz problemlos Schüler und Lehrer mittels eines Kommunikationsprogramms per Live-Stream zugeschaltet werden. Auch Erklärvideos können dort entstehen und dann vielen Schülern zugänglich gemacht werden.
Wichtig ist, dass es einfach ist: Der Kollege geht in den Raum, schaltet den Strom an, verbindet sich mit seinen Schülern und los geht’s.

Scherließ: Wir haben das glück, dass wir bei der Entstehung auf Erfahrungen zurückgreifen konnten, die Volker Michel als Dozent der THM sammeln konnte.

Wie geht die Lehrerschaft mit dieser Herausforderung um?

Hermes: Das Kollegium ist selbstbewusst und sehr interessiert. Deshalb bieten wir z.B. auch schulintern verschiedene Fortbildungen an „von Lehrkräften für Lehrkräfte“. Gleichzeitig nutzen wir Fortbildungsmöglichkeiten des LDK-Medienservice, der Hessischen Lehrkräfteakademie und des Kultusministeriums.

Was sind wichtige Erkenntnisse aus den vergangenen Wochen?

Michel: Die Schüler melden immer wieder zurück, wie sehr sie die eigentliche Arbeit im Präsenzunterricht schätzen. Das gemeinsame Arbeiten vor Ort ist also weiterhin zentral, da hier auch das Feedbackgeben einfacher erfolgen kann. Auf der anderen Seite schätzen es Schüler sehr, Zeitpunkt und Lerntempo zuhause individuell gestalten zu können. 

Wie sieht die langfristige Planung aus?

Scherließ: Auch schon vor Corona war klar, dass die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung neue Kompetenzen fordern, die in der Schule gefördert werden müssen. Vor diesem Hintergrund denkt das Kollegium und auch die Schüler- und Elternschaft bereits seit mehreren Jahren gemeinsam darüber nach, wie die digitalen Möglichkeiten für erfolgreiches Lernen und qualitätsvollen Unterricht genutzt werden können.

Hermes: So ist auch unser wegweisendes Medienbildungskonzept entstanden, das auch mit dem Schulträger abgestimmt wurde. Als roten Faden findet man auch hier die Frage. „Was macht die Qualität digitaler Bildung und den Mehrwert des Einsatzes für alle Beteiligten aus?“
Nicht zuletzt hilft uns hier auch die Zusammenarbeit mit der Universität in Gießen.

Scherließ: In der neuen Goetheschule werden wir natürlich auch herausragende Voraussetzungen ab Sommer 2021 vorfinden. Die wertvollen Erfahrungen, die wir in diesen Wochen sammeln, werden uns dann sicherlich auch helfen.