Wetzlar (fst). Die bildungspolitische Sprecherin der hessischen FDP, Dorothea Henzler, unterstützt den Erhalt der Wetzlarer Goetheschule in ihrer jetzigen Form. Das ließ sie in einem Informationsgespräch an der Goetheschule am vergangenen Donnerstag erkennen. Henzler war auf Einladung von Schulleiter Dieter Grebe und FDP-Kreistags-Mitglied Joachim Schmidt nach Wetzlar gekommen. Vertreter der Schulleitung, des Kollegiums, des Elternbeirats und der Schüler informierten Henzler über die Situation der Schule. Hintergrund ist ein im Kreistag beschlossener Prüfauftrag bezüglich der Wetzlarer Schullandschaft.

Gemäß diesem Antrag lässt der Kreistag zurzeit prüfen, ob weitere Oberstufen an der August-Bebel-Schule sowie an der Eichendorff-Schule eingerichtet werden können. Somit würde die bisher an der Goetheschule – dem größten hessischen Oberstufengymnasium – zentral angesiedelte Oberstufe auf drei Standorte aufgespalten. Anlass ist die Tatsache, dass aufgrund baulicher Mängel Baumaßnahmen an der Goetheschule wohl nicht zu vermeiden sind. Neben den beruflichen Gymnasien Theodor-Heus-Schule und Werner-von-Siemens-Schule gebe es in Wetzlar dann fünf verschiedene Oberstufen.

„Absolut kontraproduktiv“ lautete Henzlers Urteil über diese Vorschläge. Was sie an dem Prüfauftrag gänzlich vermisse, sei der Aspekt der Bildung. In dem Papier ist von der Suche nach einer „energiesparenden, kostengünstigen und wirtschaftlichen Grundsatzplanung“ für die Goetheschule die Rede. Alles werde offenbar finanziellen Gesichtspunkten untergeordnet, die noch dazu nicht überzeugend seien. Denn neu gebaut werden müsse an den anderen Standorten offensichtlich auch – warum also nicht zentral an einem Ort. Bezüglich der schulischen Pläne in Wetzlar machte die Bildungsexpertin deutlich: „So wird das die FDP auf keinen Fall mitmachen!“ Schulleiter Grebe hatte zuvor über die vorhersehbaren Konsequenzen der Pläne berichtet. Der Schulleiter wies darauf hin, dass die Goetheschule aufgrund ihrer Größe den Schülern ein in Hessen einzigartiges Fächerangebot machen könne. So werde es im kommenden Schuljahr an der Goetheschule Leistungskurse in 18 Fächern geben. Diese hohe Anzahl könne selbst bei den vorausgesagten sinkenden Schülerzahlen ab den Jahren 2013/14 noch gehalten werden.

Eine Aufspaltung auf drei Standorte bei sinkenden Schülerzahlen bedeute dagegen eine Reduzierung des Leistungskursangebots von 19 auf nur noch 8 Fächer. Leistungskurse wie Geschichte, Musik, Physik, Wirtschaft, Französische, Informatik oder Latein würden nicht mehr zustande kommen. Selbst in Grundkursen könnten manche Fächer nicht mehr angeboten werden.

Das Ergebnis, so stellte Henzler fest, seien drei „Allerwelts-Oberstufen“. Im Gegensatz dazu kenne sie keine zweite Schule die ein derart breites Fächerangebot wie die Goetheschule etwa in den Naturwissenschaften anbiete. Insbesondere in Anbetracht der ständigen Forderung der Universitäten nach mehr Studenten in den Naturwissenschaften sei es unsinnig, das aufzugeben. Außerdem sei die erforderliche Ausrüstung an der Goetheschule vorhanden. Heidrun Theiß-Krämer, Biologie- und Chemielehrerin an der Goetheschule hatte darauf hingewiesen dass es eine moderne Ausrüstung, beispielsweise für Unterricht in Gentechnik, nicht an allen Standorten geben könne. Die Goetheschule verfüge aber bereits darüber.

Helmut Laux, Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaften an der Goetheschule, wies auf weitere Vorteile hin. So gebe es bereits eine Zusammenarbeit zwischen dem Oberstufengymnasium und Studium Plus. Diese solle in Zukunft, etwa in Form von weiteren „Schnuppermodulen“, noch ausgeweitet werden. In gemeinsamen Gesprächen hätten die Beteiligten einige Anknüpfungspunkte erkannt, viele davon beziehen sich aber – wie im Falle der Wirtschaftswissenschaften und Physik – auf Fächer, die bei einer Aufspaltung in ihrem Fortbestand bedroht wären.