Vom Scheidt, eigentlich Angestellte des Bundesinnenministerium, ist seit zwei Jahren auf eine Stelle bei der Europäischen Kommission abgeordnet, die sie noch zwei weitere Jahre inne haben wird. Hier befasst sie sich vor allem mit dem Thema Verwaltungsmodernisierung. Sie berichtete den Goetheschülern zunächst von ihrem Weg zur EU, der über das Studium (Geschichte, Politik und öffentliches Recht) in Gießen und Bordeaux, verschiedene Praktika, unter anderem bei der UNESCO, und die Anstellung beim Ministerium des Inneren führte.
Unter dem Titel „Die EU in 33 Minuten“ erläuterte sie dann den Aufbau der wichtigsten Institutionen, gab einen kurzen Einblick in Abläufe und Finanzströme. So erwähnte sie etwa, dass der Lahn-Dill-Kreis im vergangenen Jahr Sozialförderung in Höhe von einer Million Euro aus EU-Mitteln erhielt. Auch die Möglichkeit für Jugendliche sich in Europa zu engagieren – etwa im Rahmen eines europäischen Freiwilligen-Jahres – erwähnte vom Scheidt. In der anschließenden Diskussion hatten die Schüler Gelegenheit, Fragen zu stellen. So wollten sie beispielsweise wissen, warm es für Länder attraktiv ist, der EU beizutreten, oder ob man auch mit einer naturwissenschaftlichen Ausbildung Chancen auf Jobs bei der EU hat.
Joachim Knoth befasst sich mit dem Thema Entwicklungszusammenarbeit. Nach dem Studium der Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Ökonomie, nahm er an einem Postgraduierten-Kollegs über Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe teil, promovierte später an der Hochschule Kassel. Eine Anstellung fand er dann bei der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit mit Sitz in Eschborn, die Entwicklungshilfe weltweit koordiniert. Aufgrund einer Anzeige bewarb er sich bei der Europäischen Kommission für die Arbeit in einer der Delegationen, das heißt, der Vertretungen im Ausland. Als einer von 3000 Bewerbern auf 80 Stellen wählte man in aus. Knoths erster Einsatzort war Niger, wo er vier Jahre verbrachte. Es folgten vier Jahre in Kenia. Dabei sei er jeden Monat für eine Woche nach Somalia geflogen, nach eigener Aussage teilweise „an Orte, wo seit zehn Jahren keine weiße Nase mehr war“. Seit 2001 lebt und arbeitet Knoth wieder in Brüssel und befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Aufbau in Afghanistan.
Er berichtete von der finanziellen Hilfe, die die EU vor allem für landwirtschaftliche und medizinische Projekte bereitstellt. Die Schüler wollten von ihm natürlich auch wissen, ob er sich beispielsweise in Somalia jemals in Gefahr befand. Die Missionen seien gut geplant, er habe sich nie bedroht gefühlt, verneinte Knoth.
Zeitgleich mit dem Aktionstag in Wetzlar besuchten drei Kurse der Goetheschule die Universität Gießen. Hier veranstaltete die Hessische Landeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit dem Fachbereich Politikwissenschaften einen Aktionstag zum Thema „Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft“. Die Schüler hatten Gelegenheit den Ansichten von Universitätsprofessoren und Mitarbeiter verschiedener Gremien der EU zu aktuellen europapolitischen Themen – etwa die Frage der Verfassung oder der Erweiterung – zu folgen und mit ihnen zu diskutieren.