Die Aktionswoche will das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Alkoholkonsum schärfen. Mit insgesamt knapp 200 Schülern der Käthe-Kollwitz, Theodor-Heuss- und der Goetheschule unterhielt sich der Autor deshalb zwei Stunden lang über sein Buch, Alkoholsucht und deutsche Trinkgewohnheiten. Böttcher verglich die Suchtgefahr mit einem Computerprogramm: Jeder Mensch habe ein Programm in sich, das ihn anfällig für die Sucht mache – genauso gebe es aber auch ein „Antivirenprogramm“, das die Sucht bekämpfe. Bei manchen Menschen sie das eine, bei anderen das andere stärker ausgeprägt, letztlich könne aber jeder selbst entscheiden, welches der Programme er aktiviere.

Böttcher, der in seinem Buch immer wieder auch provoziert, hält daher das viel diskutierte Werbeverbot für Alkohol für unsinnig. Ob Werbung oder nicht, jeder Mensch entscheide selbst, wie er mit Alkohol umgehe. Man könne jederzeit nein sagen, er selbst mache das seit zwölf Jahren erfolgreich.

Besonders fasziniert waren die Schüler von der Glaubwürdigkeit der Schilderungen Böttchers, immerhin berichtete der Berliner aus eigener Erfahrung. So wollten die Zuhörer in der Diskussion auch wissen, ob es Böttcher nichts ausmache, immer wieder aus seinem früheren Leben zu berichten, oder wie er es geschafft habe, von der Sucht loszukommen. „Alleine geht es nicht“, lautete Böttchers nüchternes Fazit. Er selber habe die Sucht noch nicht einmal erkannt – habe sie wohl auch nicht erkennen wollen. Ein Alkoholiker sei beim Aufhören auf jeden Fall auf die Unterstützung von Mitmenschen angewiesen.

Ebenfalls aus Anlass der Aktionswoche machten Schüler der drei Schulen gemeinsam mit ihren Beratungslehrern für Suchtprävention, Dr. Werner Diesendorf (Goetheschule), Kornelia Stöbel-Bargmann (Theodor-Heuss-Schule) und Martina Hartmann (Käthe-Kollwitz-Schule), in den vergangenen Tagen eine Umfrage am Schulzentrum. 200 Mitschüler befragten sie zum Thema Alkohol auf Klassenfahrten, Eine Präsentation im Forum Wetzlar zeigt zurzeit die Ergebnisse der Umfrage. Die Idee hierzu hatte Diesendorf aufgrund der Tatsache, das das Thema an Oberstufenschulen mit jungen Erwachsenen immer wieder aktuell wird und mitunter zu Problemen führt.

Auch über die Ergebnisse der Umfrage unterhielten sich die Schüler mit Böttcher. Der begrüßte vor allem, dass Schüler und Lehrer offenbar gemeinsam Regeln zum Umgang mit Alkohol aufstellen, zum Teil sogar Verträge über das Verhalten schließen. Man sei sich an den drei Schulen der Realitäten bewusst, sagte Böttcher, und spreche nicht einfach Verbote aus.

Zur Sprache kam auch das Thema „Komasaufen“. Hier machte der Autor deutlich, dass der Körper eines langjährigen Alkoholikers 4 Promille oder mehr zwar mitunter verkraften könne. Für den noch in der Entwicklung befindlichen Körper eines Jugendlichen gelte dies aber keineswegs: Bei jungen Menschen endeten solche Alkoholexzesse mitunter tödlich.