Wetzlar (fst). „Sie können alles erwarten, nur nicht das, was sie vielleicht jetzt erwarten.“ Mit diesen Worten hatte Karin Burk die Besucher der Aufführung des Projekts „Hamlet / Hamletmaschine“ im Forum der Wetzlarer Goetheschule begrüßt. Im Verlauf des vergangenen Schuljahrs hatte sich drei Kurse „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe 12 der Schule unter Burks Leitung dem Projekt gewidmet. Das Ergebnis präsentierten sie zum Schuljahresende Eltern, Freuden und Schulkameraden.

Neben einigen Zitaten aus Shakespeares „Hamlet“ bildete vor allem das 1977 verfasste Stück „Die Hamletmaschine“ von Heiner Müller den textlichen Kern des Projektes. Der nur neun Seiten lange Text – der bei seiner Erstaufführung als Skandalstück galt – lässt nicht sofort erkennen, dass es sich um ein Theaterstück handelt. „Die Anordnung von Anspielungen, Zitaten und Verweisen gleicht eher der surrealistischen Bildtheorie“ erklärt Burk. Gerade die offene Form und Struktur des Texts habe aber den Schülern einen spielerischen und erfindungsreichen Umgang mit Müllers Stück erlaubt.

In der gesamten Klasse und in Kleingruppen hatten sich die über 50 Schüler mit „Hamletmaschine“ befasst und sich Gedanken über die szenische Umsetzung des Werks gemacht, dessen Aufführung als äußerst schwierig gilt. Das Ergebnis hatte mit einem traditionellen Theaterstück – wie bei der Vorlage auch kaum zu erwarten – nichts gemein, unterhielt aber dennoch durch die kreativen und überraschenden Ergebnis der Schüler. Da wurde durch Variation der Betonung und Lautstärke mit Wörtern und Sätzen gespielt, da wurde sich auf dem Boden gewälzt, mit Stühlen geworfen und Zeitungen zerrissen und im Raum verteilt, nur um sie anschließend wieder ordentlich zusammenzufegen. Und in Anlehnung an den Titel von Müllers Stück wurden alle Schüler gemeinsam zur Maschine.

Das alles beinhaltete jedoch einen tieferen Sinn und lies auf den Erkenntnisprozess schließen, den die Schüler während des Unterrichts durchlaufen hatten. Burk und ihre Schüler lieferten somit den Beweis, dass neben Goethe und Schiller auch modernes Theater und Inszenierung ihren gerechtfertigten pädagogischen Platz in der Schule haben können.