„Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, an die Ausübung der einfachsten gewendet würde.“

(Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin)

 

Was ist „Ethik“?

Jeder beschäftigt sich mit Ethik, ob bewusst oder unbewusst. Darf ich lügen, um anderen zu helfen? Gibt es gerechtfertigten Diebstahl? Dürfen wir alles, was wir technisch können?

Einige dieser Fragen lassen sich im Grunde leicht beantworten, wenn man sich die Gesetzeslage ansieht, aber damit wäre noch keine ethische Begründung gefunden. Gesetze gelten nur für bestimmte Gesellschaften oder Kulturkreise – im Fach Ethik dagegen wird versucht, mit den Mitteln der Logik auf kulturübergreifende Werte zu schließen.

Die Kernfrage „Was ist gutes Leben?“ stellt sich aber nicht nur im Ethikunterricht, sondern durchzieht unseren Alltag und unsere ganze Lebensplanung.

 

Was passiert im Ethikunterricht?

Der Ethikunterricht lässt den Bereich der Philosophie praktisch werden, indem sich der Frage nach einem gelingenden Leben zugewandt wird.

Als Schülerinnen und Schüler der Goetheschule stehen Sie vor der Wahl, ob Sie den Religionsunterricht besuchen, oder das Fach Ethik für die kommenden Schuljahre zu Ihrer Entscheidung werden lassen. Das Fach steht allen Konfessionen offen. Dabei können die erworbenen Fähigkeiten und philosophischen Perspektiven das alltägliche Denken unabhängig von der persönlichen Weltanschauung bereichern.

Im Fach Ethik steht das logische Schlussfolgern im Fokus, das Sie nach und nach zu einem  gewieften Redner oder fantastischen Grübler werden lässt. Allein schon das Hinterfragen einfach geglaubter Antworten und Denkrichtungen in unserem Alltag wird hier geprüft. Aber auch globale Herausforderungen oder Gedankenexperimente werden auf ethisch moralischer Ebene näher beleuchtet, um so die verschiedenen Blickwinkel von Ihnen als Schüler, als auch die der berühmten Philosophen kennen und verstehen zu lernen. Somit nimmt das Fach einen sehr relevanten lebenswissenschaftlichen Stand ein, der zugleich die Erkenntnisse vieler anderer Wissenschaften, wie zum Beispiel Psychologie, Soziologie und Naturwissenschaften verknüpfend nutzt.

Was sind die Themen?

Zu Beginn werden in der EINFÜHRUNGSPHASE die Themen „Glückvorstellungen“ und „Ethik und Religion“ behandelt. 

Glück ist ein großer Begriff, den jeder kennt und meint ebenso gut beschreiben zu können. Dass dies jedoch keine leichte Aufgabe ist, zeigt sich bereits darin, dass sich Psychologen, Soziologen, Neurologen und weitere Fachwissenschaften nicht einigen können, was diesen Begriff exakt definiert. Ist Glück individuell oder gibt es universelle Merkmale? Wer ist verantwortlich für das Glück des Einzelnen oder einer Gesellschaft? Solche Fragen beschäftigten Philosophen in der Antike wie heute und gerade die unzähligen aktuellen Ratgeber, Produkte und Anleitungen zum „Glücklich Werden“ lassen vermuten, dass wir auch im heutigen Wohlstand das Glück noch nicht genau bestimmt und gefunden haben.

Beim Thema „Ethik und Religion“ geht es darum, die verschiedenen Religionen nicht von ihrem jeweiligen Standpunkt aus, sondern aus einer „ethischen Vogelperspektive“ zu betrachten. Als Stifter ethischer Leitfäden haben Religionen über Jahrhunderte die Grundsätze für moralische Entscheidungen geliefert und tun es heute noch. Bei allen religiösen Unterschieden stellt sich jedoch auch die Frage, ob es gemeinsame ethische Normen gibt. Wie kann mithilfe dieser Perspektive zwischenreligiöser Diskurs gestaltet werden? Welche Funktion erfüllen Religionen in unserer heutigen Gesellschaft? Welche Bedeutung für unsere Suche nach Lebenssinn spielt die Erfahrung von Transzendenz? Ist unser Bedürfnis danach, an etwas zu Glauben, womöglich eine „kulturelle Universalie“, wie manche Kulturwissenschaftler und Soziobiologen annehmen?

 

Die QUALIFIKATIONSPHASE von Q1 bis Q4 wird sich folgenden Themenfeldern zuwenden:

Q1: Anthropologie (Was ist der Mensch? Wie definieren wir unser Wesen?)

Q2: Grundpositionen der Ethik (Suche nach einer allgemeinen Antwort auf die, was ein Leben oder eine einzelne Handlung „gut“ macht)

Q3: Recht und Gerechtigkeit (Ist es gerecht, alle gleich zu behandeln? Warum brauchen wir Rechte? Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, wenn Rechte verletzt werden?)

Q4: Mensch-Natur-Technik (Wie beeinflusst Technik unser menschliches Miteinander? Wo verbergen sich Risiken in der technischen Entwicklung und wer trägt die Verantwortung für deren Konsequenzen?)

 

Was ist noch wichtig?

Ethik gehört zum offiziellen Fächerkanon der gymnasialen Oberstufe am der Goetheschule.

 

Wer von Beginn der Einführungsphase (E1) an bis zur Qualifikationsphase (Q4) das Fach Ethik belegt, kann sich dann im Abitur darin prüfen lassen.

Es kann sowohl schriftliches als auch mündliches Abiturfach sein sowie für die Präsentationsprüfung und die Besondere Lernleistung dienen.

 

„Ethik heißt vor allem verantwortlich denken und handeln für alles, was lebt.“

(Monika Minder)