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Anfang Oktober brachen zwanzig von uns Schülerinnen und Schülern auf in das Land der Mitte, China. Kaum einer von uns war bisher dort gewesen. Was würde uns erwarten? Sicherlich sind einem heutzutage die typischen Klischees bekannt, aber schließlich trinken auch nicht alle Deutschen in Lederhosen Bier. Wir alle freuten uns sehr über die einzigartige Möglichkeit, nicht nur als Touristen das Land zu bereisen, sondern tatsächlich direkt zu erfahren, wie die Menschen in China leben.

Am Morgen des 2. Oktober machte sich ein bunter Haufen müder Goetheschüler zusammen mit Herrn Raab und Herrn Hönig auf den Weg zum Frankfurter Flughafen, etwas nervös, aber auch mit viel Vorfreude. Während der Fahrt wurde sich umgehört, wer bereits per E-Mail mit seinem Austauschschülerinnen oder -schülern Kontakt aufgenommen und eventuell auch schon eine Antwort erhalten hatte. Tatsächlich schienen sich die chinesischen Schüler genauso auf uns zu freuen wie wir uns auf sie.

Der zehnstündige Flug kamen uns unendlich lang vor und niemand fand viel Schlaf, was sich später als großer Nachteil herausstellte, denn es kam nicht infrage, erst müde ins Hotelbett zu fallen. Stattdessen gab es ein vollgepacktes Sightseeing-Programm, welches die erste Woche rasend schnell vorbeigehen ließ. Die eindrucksvolle Architektur des Kaiser- und des Sommerpalasts hinterließ einen bleibenden Eindruck, genauso die Große Mauer, deren Besteigung der einen oder dem anderen einen ordentlichen Muskelkater bescherte. Trotzdem war das Erlebnis alle Mühen wert, und wenn man dann auf den Weg hinuntersah, den man gemeistert hatte, fühlte man sich fast schon unbesiegbar.

Die Fahrt mit dem Nachtzug nach Suzhou, die zweite Stadt, die wir nach Peking besuchen wollten, stellte sich als abenteuerlich heraus: Die für vier Personen ausgelegten Abteile ließen sich nicht anders beschreiben als: winzig. Man merkte schnell, dass bei der Planung des Aufbaus „platzsparend” definitiv ein Schwerpunkt war – nicht umsonst kommt auch der Ausdruck „Leben im Schuhkarton” immer wieder in Gesprächen über China auf. In Suzhou erfuhr man mehr über die traditionelle Seite von China, besonders bei der Besichtigung einer Seidenfabrik, in der anschaulich den Prozess der Seidengewinnung dargestellt wurde, während in Shanghai, Stadt Nr. 3, das moderne Leben und die westliche Kultur dominierten. Insbesondere der Shanghai Tower, mit 632 Metern das aktuell zweithöchste Gebäude der Welt, macht einem deutlich, wie stark in China doch auch der Fortschritt ist und ganz besonders, wie klein man selbst eigentlich ist.

Das letzte Ziel der Rundreise war Hangzhou, wo wir einen bezaubernden öffentlichen Garten besichtigten und eine Bootsfahrt auf dem Westsee unternahmen. Danach ging es nach Ningbo, wo sich die Partnerschule befindet und die Gastfamilien leben. In China gilt Ningbo nicht als große Stadt, aber es leben dort sehr viel mehr Menschen als in Wetzlar, nämlich über 5 Millionen. Nach all den Busfahrten, die wir bis dahin unternommen hatten, um von A nach B zu kommen, schien diese hier besonders schnell vorbeizugehen, denn schon war es so weit: Wir sollten unsere Gastfamilien kennenlernen.

Für jede/n von uns war die Zeit, die man mit der Familie verbrachte, ein einzigartiges Erlebnis. Das Lebensgefühl wurde uns hier viel nähergebracht als in den Hotels, in denen wir vorher gewohnt hatten. Auch wenn jede/r andere Erfahrungen gemacht hat, ist eins jedoch immer gleich gewesen: In China wird man als Gast sehr gut behandelt, es wird als große Ehre angesehen, jemanden bei sich aufnehmen zu dürfen, und das war spürbar. In der Schule wurde uns viel über traditionelle Künste erzählt. Wir hatten die Möglichkeit, in den Kursen Kalligrafie, Volksmusik und das Spiel auf der Zither kennenzulernen und fertigten unser eigenes Siegel an. Dabei konnten wir beobachten, wie diszipliniert und talentiert die chinesischen Schüler sich den Künsten widmen, denn alles erfordert viel Übung. Neben dem Besuch der Ningbo Yinzhou High School unternahmen wir auch Ausflüge in andere Teile Ningbos. Wir erfuhren viel über die Geschichte und die Bedeutung dieses Ortes, und auch, wie Stolz die Einwohner auf ihre Stadt sind. Wir Schülerinnen und Schüler waren uns dabei nicht zu schade, in der schwülen Mittagshitze einen Drachentanz zu proben, der unsere Sportlichkeit testen sollte, aber auch mit viel Spaß verbunden war. Unsere Gruppe aus Lehrern und Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Jahrgängen verstand sich dabei so gut, dass wir es innerhalb kurzer Zeit schafften, ein schönes und dem Anlass angemessenes Programm für die Abschiedsfeier auf die Beine zu stellen. Unsere gute Zusammenarbeit sorgte für eine wunderbare und erfahrungsreiche Zeit in einem Land, welches den meisten bisher verschlossen geblieben war, und öffnete uns die Tür zu einer neuen Kultur. Der Abschied fiel einigen sehr schwer aber wir blickten auch mit Freude auf unser vertrautes Zuhause nach Deutschland. Wir sind sehr dankbar, dass dieser Austausch für uns möglich war und wir ein Teil davon sein durften. Xiè xiè Zhongguo.

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