Rum Tum Tugger, Skimbleshanks, die Gumbie-Katze und natürlich Old Deuteronomy – für echte Musicalfans fühlte es sich an, als trifft man nach langer Zeit gute, alte Bekannte wieder. Über 40 Jahre nach der Erstaufführung und nach unzähligen Gastspielen weltweit haben sich Andrew Lloyd Webbers berühmte „Cats“ nun auch an der Goetheschule Wetzlar versammelt, um hier ihren legendären Jellicle Ball zu begehen.

Am vergangenen Freitag feierte die jüngste Produktion der Musicalgruppe der Goetheschule in der Aula des Wetzlarer Oberstufengymnasiums ihre gelungene Premiere. Und einmal mehr wurde die Musicalgruppe ihrem Ruf gerecht: Mit einer für eine Schulveranstaltung bemerkenswerten Professionalität bis in Details brachte sie den Klassiker des Musicaltheaters unter der Regie von Julian Goletzka auf die Aula-Bühne.

Diese war von den Bühnenbildnern unter der Leitung von Miriam Kreh mit gewohnt viel Aufwand in den alljährlichen Schauplatz des Jellicle Balls verwandelt worden. Die verschiedenen Bühnenebenen boten den Darstellern jede Menge Möglichkeit, sich ganz nach Katzenlust auszutoben. Ins richtige Licht getaucht wurde die Szenerie unter dem mystischen Jellicle-Mond durch das von Michel Honold (auch Produktion) kreierte Lichtdesign, das jeder Katze ihren ganz persönlichen Auftritt verschaffte. Während die musikalische Gesamtleitung in den Händen von Andreas Gerhard lag, zeichneten Niels Dietrich für das Sounddesign und Vinzenz Schultz für die technische Leitung verantwortlich.

Die Handlung – insofern sie denn existiert – dürfte hinlänglich bekannt sein: Einmal im Jahr treffen sich die Jellicle Katzen, um ihren großen Ball zu feiern. Bei diesem Anlass wird auch die Katze ausgewählt, der auf magische Weise ein weiteres Leben gewährt wird. Tatsächlich stehen aber vielmehr die einzelnen Katzen-Charaktere im Mittelpunkt, die sich dem Publikum auch in Wetzlar der Reihe nach präsentierten.

Da ist etwa die Gumbie-Katze – zur Premiere gespielt von Lea Viehmann – die den Mäusen Manieren beibringt, Skimbleshanks (Larissa Steeger) von der Eisenbahn, der dafür sorgt, dass der Nachtexpress stets pünktlich ist, Jemima (Linnea Weese) oder Jellylorum (Lucia Schmid), die dem Publikum den alten Theaterkater Gus (Marc Thürmer) präsentiert. Sie alle verliehen den von ihnen verkörperten Vierbeinern durch jede Menge Enthusiasmus und Spielfreude ihr ganz persönliches Wesen, und das zu Melodien, die so bekannt und mitunter eingängig sind, dass man spontan mitsummen würde – wäre da nicht der kritische Blick des Nachbarn.

Stimmlich überzeugten besonders Felix Haus, der am Eröffnungsabend die Rolle des Munkustrap spielte, oder Achim Ströde als Jellicle-Oberhaupt Old Deuteronomy. Auch Franka Koschuch mit Bravour meisterte in der Rolle der Grizzabella das bekannte „Memories“ (Erinnerung), möglicherweise das einzige Stück, das man schon ein wenig zu häufig gehört hat. Sowohl stimmlich als auch darstellerisch beeindruckten Zoé Kodura und Lena Marx als Mungojerry und Rumpleteazer, während einer der Lieblinge nicht nur der Katzendamen auf der Bühne, sondern auch des Publikums selbstverständlich der exzentrische Rum Tum Tugger, gespielt von Jakob Lechner, war.

Doch im Grunde würde es der Produktion kaum gerecht, einzelne Darstellerinnen und Darsteller hervorzuheben. Denn die „Cats“-Aufführung der Musicalgruppe der Goetheschule wirkt vor allem als beeindruckende Gemeinschaftsleistung eines über 70-köpfigen Teams auf, vor und hinter der Bühne, das aus aktiven und ehemaligen Goetheschülerinnen und –schülern sowie einigen Externen besteht.

So waren es dann immer wieder auch die stimmgewaltigen Chorpassagen, die beim Zuhörer Eindruck hinterließen. Und was wären wohl Rum Tum Tugger, Bustopher Jones oder der magische Mr. Mistoffelees (beide gespielt von Nicholas Carle), ohne die Unterstützung des Ensembles, das sich unablässig katzenhaft über die Bühne bewegte, diese mit Leben füllte und dazu auch noch tänzerisches Talent bewies. Verantwortlich für die entsprechenden Choreographien zeichneten Svenja Kugler und Johanna Mai. Einen wesentlichen Beitrag – wie könnte es bei einem Musical anders sein – leistete natürlich auch das ausgezeichnete Orchester unter der Leitung von Simon Seibel.

Dass das begeisterte Premieren-Publikum die Aufführung mit stehenden Ovationen honorierte, versteht sich fast von selbst. So bleibt nur noch, sich bei all denen zu entschuldigen, deren Namen hier keine Erwähnung finden konnten, sowie der Hinweis auf die weiteren Aufführungen, die noch bis zum 23. Juni stattfinden. Wer kann, der sollte versuchen unter www.musicalgruppe.de einige der wenigen Restkarten zu ergattern. Es lohnt sich!

 

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