BERMUN 2006 war eine einzigartige Veranstaltung, die sowohl Englischkenntnisse und
Allgemeinwissen als auch Zivilcourage und Selbstständigkeit jedes Delegierten forderte und
förderte. Die professionelle Organisation der John F. Kennedy School vermittelte zeitweilig den
Eindruck, man sei tatsächlich Abgeordneter in einer UN-Vollversammlung.
Herausragende Vorträge von interessanten Persönlichkeiten, deren Biographien immer mit den
entsprechenden Themenschwerpunkten in Verbindung standen, sowohl in der Vollversammlung als
auch in den einzelnen Komiteeen trugen zusätzlich zu der Qualität der Diskussionen und der
Veranstaltung bei.
Trotz der langen "Arbeitstage" (stets von 9.00 bis 18.00 Uhr), die von Debatten, Diskussionen,
Reden und Lobbying geprägt waren, blieb noch genügend Zeit, um mit anderen
Kongressteilnehmern, die aus verschiedensten Ländern kamen, das Berliner Nachtleben unsicher zu
machen.
Um den meisten Nutzen aus der Konferenz ziehen zu können, aber auch um den meisten
Spaß haben zu können, muss man sich definitiv im Vorfeld gut über das jeweilige Thema der
Konferenz, die Schwerpunkte in den jeweiligen Versammlungen und vor allem über das Land, das
man so realitätsnah wie möglich vertreten soll, informieren. Nur dann sind die Debatten und
Diskussionen und somit die gesamte Konferenz interressant.
So bot die Teilnahme an BERMUN
2006 uns allen die Möglichkeit Guinea-Bissau kennenzulernen, ein Land, mit dem wir uns vorher
alle nicht beschäftigt hatten.
BERMUN vermittelt den Teilnehmern nicht nur einen Eindruck der typisch amerikanischen
Debattiermethode, sondern vor allem auch von den Abläufen, dem Prozess der
Entscheidungsfindung und den Strukturen der Vereinten Nationen.
Wir hoffen der nun folgende Erfahrungsbericht macht deutlich, wie sehr wir
als Delegierte Guinea-Bissaus in den Bann der Model United Nations-Idee
gezogen wurden...auch wenn nicht alles ernst gemeint ist :
Dienstag, 14.11.2006, Bahnhof Wetzlar, Gleis 3. Enttäuschung machte sich breit innerhalb der Delegation Guinea-Bissaus. Keine Eskorte, kein Sonderzug, sondern ein Regionalexpress wartete an Gleis 3 auf die hochrangigen Politiker des westafrikanischen, fundamentalistisch-muslimischen Staates, um sie zur diesjährigen Berlin Model United Nations Conference zur bringen. Widerwillig nahmen sie ihre Plätze in der zweiten Klasse ein und widmeten sich während der vierstündigen Fahrt in die Hauptstadt diplomatisch-strategischen Taktiken für die anstehenden Konferenztage. Nachdem die Delegierten aus Guinea-Bissau sich anfänglich noch in ihre Rolle im Konzert der Großen einfinden mussten, wurden sie in den einzelnen Kommittees zunehmend einflussreicher und erarbeiteten wichtige Resolutionen im Bereich "Combatting Racism, Xenophobia and Ethnic Rivalry". Auch wenn später Resolutionen gegen Gleichberechtigung von Homosexuellen und Ureinwohnern in der Vollversammlung gekippt wurden. Nichtsdestotrotz ließ sich die Delegation aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Guinea-Bissau nicht unterkriegen und erreichte große diplomatische Erfolge im Bereich Entwaffnung und Mikro-Finanzierung. Als nach fünf intensiven Kongresstagen die BERMUN-Konferenz 2006 für beendet erklärt wurde, huschte folglich ein zufriedenes Lächeln über acht Wetzlarer Gesichter und man konnte mit der Gewissheit, sich einen Ruf als Verfechter der Menschenrechte gemacht zu haben, beruhigt die Heimreise antreten.
An BERMUN 2006 nahmen teil: Nike Rössler, Catharina Glugla, Anna Dechand, Johannes Waldschmidt, Leonard Schlösser, Björn Wolf-Haak und Herr Laux