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Auch die Goetheschule Wetzlar hat in diesem Jahr anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Vertreter der Schulgemeinde hatten sich in der Aula des Wetzlarer Oberstufengymnasiums zu einer Gedenkstunde versammelt, die Dr. Thorsten Fuchs, Fachbereichsleiter der Gesellschaftswissenschaften, eröffnete.

Fuchs erinnerte an die Worte Margot Friedländers, die – selbst Opfer der NS-Verfolgung – sich für zukünftige Generationen wünschte, niemals wieder solche Dinge erleben zu müssen. Deshalb sei die Goetheschule bemüht, die Erinnerung an die Schrecken der NS-Zeit wach zu halten.


 

Dr. Holger Sturm, Geschichtslehrer und Leiter der AG Schulgeschichte an der Goetheschule, zeigte sich zuversichtlich, dass es ein Ende des Erinnerns nicht geben werde. Grund seien die Schülerinnen und Schüler, die sich immer wieder für Geschichte interessierten und intensiv damit auseinandersetzten.

Den besten Beweis hierfür lieferte er mit der Vorstellung der Arbeit der Geschichts-AG. Diese beschäftigt sich mit der Geschichte des aktuellen Gebäudes der Goetheschule an der Bergstraße, das 1936 gebaut wurde. Das biete die Möglichkeit, NS Architektur und Politik erforschen zu können, sagte Sturm. Alte Fotografien sowie schriftliche Quellen aus dem Schularchiv machten die NS-Vergangenheit der Goetheschule nachvollziehbar, auch das Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung lasse sich erkennen.

Einen außerordentlich interessanten Beitrag hierzu lieferten Mitglieder der AG Schulgeschichte, die die Ergebnisse ihres Projektes „Die Akte Mackauer“ präsentierten. Die AG war der Geschichte Christian Wilhelm Mackauers nachgegangen, der 1897 geboren wurde und bis 1933 als Latein- ,Griechisch- und Geschichtslehrer am Goethegymnasium in Frankfurt tätig war. 1923 hatte er jedoch die Jüdin Clara Mackauer geb. Oppenheimer geheiratet, was ihm die Missgunst des NS-Regimes einbrachte. Konsequenz war die Strafversetzung Mackauers an die Goetheschule nach Wetzlar im Jahr 1934, wo er allerdings nur bis 1936 tätig war. Dann wurde er auf Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zwangspensioniert. Anders als viele andere Fälle endet die „Akte Mackauer“ allerdings positiv. 1940 wanderte das Ehepaar in die USA aus, wo Mackauer an der Universität von Chicago zu einem hoch angesehenen Geschichtsprofessor avancierte. Der geschichtswissenschaftliche Lehrstuhl der Universität ist noch heute nach Mackauer benannt.

Ein weiterer Teil der Gedenkstunde war der Vortrag von Madeleine Michel. Die Studierende an der Justus-Liebig-Universität Gießen informierte über die Geschichte und neue Tendenzen in der Holocaust-Forschung. Außerdem präsentierten Schüler des Grundkurses Geschichte von Dr. Fuchs Ausstellungsbeiträge zum jüdischen Leben in Wetzlar.

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